1&1 kann Unlimited-Tarife bei »missbräuchlicher« Nutzung (= das 10-Fache des »Üblichen«) kündigen

Missbrauchsregeln mit klaren Grenzen: Zu hoher Datenverbrauch kann zur Kündigung der 1&1 Unlimited-Flats führen

13.03.2025 14.03.2025, 12:29 Uhr aktualisiert

1&1 Unlimited-Flats: Kündigung bei missbräuchlicher Nutzung

Schon als die 1&1 Unlimited-Flats für unter 10 € im Monat neu aufkamen, stellte man sich natürlich die Frage: Warum auf einmal solch eine Preismarke, wo Unlimited-Tarife zuletzt doch immer teurer wurden? Alles nur ein Marketing-Gag?

Klar, das On-Demand-Prinzip, also das hürdenreiche Nachbuchen von Datenvolumen in mickrigen 1-GB-Schritten (auch als Häppchen-Unlimited von uns bezeichnet) spielt hier natürlich eine Rolle, macht die Tarife per se aus Komfortsicht unattraktiver, dafür aber billiger.

1&1 geht hier seit Ende letzten Jahres mit einem Preis von marktunüblichen um die 10 € Grundgebühr im Monat ins Rennen (man bedenke zusätzlich, dass hier aktuell noch National-Roaming-Partner Vodafone häufig in die Bresche springen wird und noch nicht das 1&1-5G-Netz).

Unlimited on Demand S
1&1
Details

24 Monate
Laufzeit
1&1
1&1
FLAT5G
max. 50 Mbit/s
FLAT
Telefon & SMS
39,90 €

einmalig

9,99 €

pro Monat

Telefonisch meldete sich nun ein Nutzer solch einer günstigen Unlimited-Flat bei uns und gab an, dass ihm der Vertrag, der erst seit Januar 2025 genutzt wurde, durch 1&1 zum 28.2.2025 gekündigt worden sei, und zwar (ohne Vorwarnung) wegen zu hoher Nutzung (es soll sich um mehr als 500 GB Datenverbrauch gehandelt haben).

Der Neu-Netzbetreiber verklausuliert es natürlich anders, spricht hier von missbräuchlicher (statt zu hoher) Nutzung. Meint aber im Grunde schon Vergleichbares.

In der sogenannten ➜ Leistungsbeschreibung seiner 1&1 Unlimited-Tarife (gültig ab 10.3.2025) thematisiert der Netzbetreiber − derzeit unter dem Punkt 15 − nämlich explizit das Thema Missbrauch, klärt auf, was für Gesprächsminuten, SMS, aber eben auch die Datennutzung gilt.

Das Thema Datenvolumen ist dabei explizit im Unterpunkt 15.3 festgelegt:

Tarife mit unlimitiertem Highspeed-Datenvolumen dienen ausschließlich der üblichen Nutzung von Endkunden bei 1&1 mit demselben Tarif [...] 1&1 geht weiterhin von einer missbräuchlichen Nutzung ab dem 10-fachen der üblichen Nutzung von Endkunden bei 1&1 mit demselben Tarif in einem Abrechnungszeitraum aus. In diesem Fall behält sich 1&1 vor, das Vertragsverhältnis außerordentlich zu kündigen. [...] Um Missbrauch vorzubeugen, gilt zusätzlich für alle „Unlimited on demand“-Tarife, dass die automatisierte Aktivierung von Highspeed-Paketen unter Verwendung technischer Hilfsmittel (z.B. Scripte, Bots) unzulässig und missbräuchlich ist

Unlimited bei 1&1 = Das 10-Fache des Durchschnittsverbrauchs?

Mit anderen Worten: Kunden, die derzeit eine 1&1 Unlimited-Flat nutzen, verbrauchen anscheinend wesentlich weniger als Unlimited (was angesichts der eingebauten Tarifhürden nicht unlogisch erscheint) − und ziehen den Schnitt des Erlaubten damit natürlich auch herunter, während besonders starke Datenverbraucher dadurch den Kürzeren ziehen.

Nun, ein Unlimited-Flat-Preis von 9,99 € im Monat ist natürlich immer eine Mischkalkulation. Es muss hier Nutzer geben, die weniger verbrauchen, damit sich das Modell überhaupt rechnet.

So weit, so logisch.

Wenn aber 1&1 seinen Nutzern mit mehr als dem 10-fachen durchschnittlichen Verbrauch kündigt, wird sich der Durchschnittsverbrauch in der nächsten Zeit kaum signifikant erhöhen können. Sprich: Wer eine Unlimited-Flat bucht, muss sich bei 1&1 daran orientieren, was andere Kunden im Durchschnitt eines Abrechnungszeitraums verbrauchen, selbst wenn eigentlich unlimitiertes Datenvolumen auf Abruf groß auf der Tarifverpackung steht.

Ja, es gibt diese 10-fach-Klausel, der bei Vertragsschluss zugestimmt wird. Und die greift auch nicht bereits bei einmaligem Überschreiten des 10-Fachen, sondern nach etwa 3 Monaten.

Aber für einen Verbraucher ist es unserer Meinung nach natürlich nicht möglich, die durchschnittliche Nutzung eines Tarifs, der unbegrenzt verspricht, durch andere Kunden vorherzusehen, geschweige denn erst Leistungsbeschreibungspunkt 15 durchzusehen, um dann zu erfahren, dass der Tarif im Grunde dann doch begrenzt ist.

Wir von TARIFFUXX als neutrale Beobachter des Tarifmarkts finden, dass Unlimited on Demand als Bezeichnung für diesen Tarifetypus ohnehin nicht eindeutig ist, der Name hier bereits ein Problem darstellt. Kommen noch weitere Klauseln dazu, mit denen sich Anbieter der Unlimited-Zusage entziehen können, ist das aus unserer Sicht mehr als fragwürdig.

Nur wenige Einzelfälle?

Gegenüber teltarif.de hat die Pressestelle von 1&1 konkretisiert, dass der oben skizzierte Fall ein seltener Extremfall sei. Sie bringt auch (unabhängig von dem Nutzerfall) ins Spiel, dass es missbräuchlich sei, den Tarif mit einem stationär verwendeten WLAN-Router zu nutzen, als Breitbandanschluss-Ersatz.

So deutlich haben wir das bislang noch nicht gelesen, wenn es um On-Demand-Tarife geht, auch wenn die Absicht klar ist, das Urteil zur Endgeräte-Wahlfreiheit zu umschiffen.

Leistungsbeschreibung um 10-fach-Klausel, Scripte-Passus und außerordentliches Kündigungsrecht ergänzt

Zurück zum oben genannten Kundenfall. Der Kunde, der sich bei TARIFFUXX gemeldet hat, hat uns auch noch seine damals geltende Leistungsbeschreibung zukommen lassen. Darin ist (lediglich) unter Punkt 15.3 (Exzessive Nutzung des Datenvolumens) der erste Absatz der derzeit gültigen Leistungsbeschreibung zu finden, nicht aber die (neuen) Hinzufügungen seit dem 10.3.2025, also die 10-fach-Klausel, der Missbrauch durch Scripte sowie das Recht zur außerordentlichen Kündigung (also ohne Vorwarnung) durch 1&1.

Der Kunde hatte 1&1 laut eigener Ausage unter anderem darauf aufmerksam gemacht, dass in seinem Fall zumindest diese Vorankündigung hätte stattfinden müssen. So hätte er sein Verbraucherverhalten schließlich änderns können. Für ihn liegt nahe, dass die (neue) daraufhin angepasst wurde − was wir nicht für ausgeschlossen halten.

Besonders ärgerlich ist die Kündigung auch, weil der Vertrag des Kunden erst kurze Zeit bestand. Hier fällt der hohe Anschlusspreis (39,90 €), gemessen am niedrigen Grundpreis, deutlich(er) ins Gewicht.

Kein ernst gemeintes Unlimited-Angebot?

Aus den Schilderungen wird deutlich: Der Netzbetreiber hat anscheinend ein Problem damit, wenn Unlimited-Kunden ihren On-Demand-Tarif tatsächlich wie eine Unlimited-Flat, also unbegrenzt, nutzen wollen. Handelt es sich also überhaupt noch um ein ernst gemeintes Unlimited-Angebot?

Ohne den skizzierten Kundenfall im Detail zu kennen: Zweifel sind genährt, nicht zuletzt durch die neuen Klauseln.

Hier sollte sich der Anbieter dringend ehrlich machen und dann lieber klare Obergrenzen definieren, als weiter mit einem Unlimited-Label zu wedeln und Kunden das auch als missbräuchliches Nutzungsverhalten auszugelegen, wenn jemand einen Unlimited-Tarif wirklich unbegrenzt nutzen möchte. Selbst ein (ernst gemeinter) 500-GB-Tarif für 9,99 € Grundgebühr wäre doch schließlich immer noch sehr attraktiv.

Verbraucher dürften gewarnt sein

Andererseits sind die neuen Klauseln auch eine deutliche Warnung an neue Kunden, dass der Anbieter ihnen den Vertrag kündigen kann (und wird), wenn der Verbrauch im Vergleich zu anderen Kunden zu hoch ausfällt. Eine neue Definition von unlimitiert?

Welche Unlimited-Alternativen gibt es?

Preisliche Alternativen sind momentan wieder etwas günstiger geworden, aber an die 9,99 € kommt derzeit kein Anbieter heran. So gibt es Häppchen-Unlimited (immerhin mit 10 GB pro Tag plus Unlimited, womit schon einmal im Monat 300 GB aufwärts garantiert sind) im Telefónica-Netz über Provider freenet derzeit für 20 € im Monat.

o2 Mobile Unlimited on Demand Flex
freenet
Top-Aktion
Details

1 Monat
Laufzeit
Telefónica (o2)
Telefónica (o2)
FLAT5G
max. 300 Mbit/s
FLAT
Telefon & SMS
19,99 €

einmalig

ab 19,99 €

pro Monat

Und echte Flatrates kosten dich hier momentan 30 € Grundgebühr.

Unlimited Max 5G
freenet
Top-Aktion
Details

24 Monate
Laufzeit
Telefónica (o2)
Telefónica (o2)
FLAT5G
max. 300 Mbit/s
FLAT
Telefon & SMS
0,00 €

einmalig

ab 29,99 €

pro Monat

Unlimited Max 5G Flex
freenet
Top-Aktion
Details

1 Monat
Laufzeit
Telefónica (o2)
Telefónica (o2)
FLAT5G
max. 300 Mbit/s
FLAT
Telefon & SMS
19,99 €

einmalig

ab 29,99 €

pro Monat

Einen tagesaktuellen Überblick über alle Arten von Unlimited-Tarifen gibt dir unser Vergleichsrechner für unbegrenztes Datenvolumen.

Autor: TARIFFUXX Redaktionsteam