Grüne Handytarife: Wie glaubwürdig ist Nachhaltigkeit bei Mobilfunkanbietern?

Klimaneutral, klimapositiv, sozial engagiert – Mobilfunkanbieter zwischen »Greenwashing« und echtem »Grünfunken«

Grüne Handytarife

Wenn es um nachhaltige Mobilfunkanbieter, also sogenannte grüne Handytarife, geht, stellt sich generell die Frage, was darunter überhaupt zu verstehen ist.

Reicht hier schon der 100-prozentige Ökostrom-Betrieb aus, um als »grüner Mobilfunktarif« durchzugehen?

Da es keine klare, echte Definition dafür gibt: Zählt allein dieses Energie-Kriterium, hättest du bereits mit einem Handyvertrag bei einem der 3 Netzbetreiber Telekom (2019, siehe Pressemitteilung), Vodafone (2020, siehe Informationsseite) oder Telefónica (2020, siehe Übersichtsseite) einen grünen Vertrag abgeschlossen.

Als weiteres Klimaschutz-Standbein sehen Vodafone, Telefónica und die Telekom eine bessere Energieeffizienz - Stromfresser werden stillgelegt und neue Technik wird eingebaut. Das sorgt dafür, dass weniger Strom gebraucht wird. 2019 hat Vodafone den Angaben zufolge zehn Mal so viele Daten transportiert wie 2014, der Stromverbrauch blieb den Angaben zufolge aber in etwa gleich. Hilfreich ist hierbei auch der neue Mobilfunkstandard 5G, der den Angaben zufolge 80 Prozent weniger Energie benötigt als sein Vorgänger 4G (LTE).

dpa-infocom vom 3.12.2020

Also: Fertig, aus, Diskussion beendet, weil (fast) jeder Tarif irgendwie klimaverträglich ist? Weil sich die Anbieter bemühen, verstärkt auf erneuerbare Energie zu setzen, den CO2-Ausstoß durch Zertifikate oder das Pflanzen von Bäumen kompensieren oder aber sich sozial engagieren?

So einfach ist es dann eben doch nicht.

Inhaltsverzeichnis

Klimaneutrale Tarife ohne Greenwashing?

Was davon ist Greenwashing (also in etwa Marketing auf Kosten des Umweltgewissens) und was wirklich nachhaltig oder so klimaneutral, dass es Verbraucher guten Gewissens als grün wahrnehmen können, dass sie damit tatsächlich einen Beitrag für Umwelt oder die sprichwörtliche bessere Welt leisten?

Die Richtlinie zur Stärkung von Verbraucherinnen und Verbrauchern untersagt es Unternehmen künftig, mit Begriffen wie „klimaneutral", „CO2-neutral" oder „klimapositiv" zu werben, wenn diese auf der Kompensation von Emissionen basieren. Auch zukunftsbezogene Umweltaussagen von Unternehmen müssen nachvollziehbar begründet werden.

Aus der Pressemitteilung der Deutschen Umwelthilfe

Die Deutsche Umwelthilfe hat unter anderem schon früh auf das Ökostrom-Greenwashing hingewiesen (siehe Beitrag). Soll heißen: Für Verbraucher scheint es derzeit nahezu unmöglich zu sein, tatsächlich klimaneutrale Tarife indentifizieren zu können.

Im Corporate Climate Responsibility Monitor von 2022 (im Jahr 2023 waren die Unternehmen nicht mehr aufgeführt) wird Vodafone eine moderate (Stufe 3 von 5), der Telekom eine niedrige Integrität (Stufe 4 von 5) bescheinigt (Telefónica ist nicht dabei).

Klingt also anders als GreenMagenta oder GigaGreen.

Grüne Klimatarife sind gefragt

Die Grenze bei grünen Handytarifen zu ziehen, ist also schwer, vielleicht sogar unmöglich: Welcher Anbieter zählt nun wirklich dazu? Und ist grün überhaupt gleich klimaneutral und damit zugleich auch nachhaltig?

Eines ist klar: Das Interesse an grünen Angeboten ist da und wächst, aber eben nur als »Zusatzleistung« – also wohl eher als Nebeneffekt –, wie es die unter anderem auf Mobilfunk spezialisierte Unternehmenberatung Simon Kucher in ihrer Mobilfunkstudie 2023 feststellte.

Faire Handytarife

Vielleicht sollte man also einen anderen Anspruch an die Mobilfunkanbieter haben, wenn es um einen grünen Tarif geht. Und grün eher durch fair oder mit sozialer Verantwortung verallgemeinern, statt allein auf Umweltaspekte zu referenzieren.

Bei Amiva, share mobile (Spendentarife) und WEtell (klimapositive Tarife, ganzheitlicher Ansatz als gemeinwohlorientiertes Unternehmen, ist seit Anfang 2024 auch für die goood-Tarife verantwortlich) stehen längst verstärkt soziale Aspekte im Vordergrund, die sich mit günstigen Tarifen grundsätzlich eher beißen. Schnäppchentarife sind hier also nicht zu finden.

Prädestiniert für die oben genannten Kritikpunkte ist hier übrigens der Anbieter EDEKA smart, der ebenfalls mit einem grünen Netz der Telekom wirbt und dir die eSIM als plastikfrei schmackhaft macht (aber auch das WWF-Projekt »Urwald von morgen« unterstützt).

Hier eine Anbieterauswahl, die eigentlich unfair ist. Weil sie Anbieter zusammen in einen Topf wirft, die viel individueller und vielschichter zu betrachten sind, allen voran im Grunde WEtell mit einem authentisch-ganzheitlichen Ansatz.

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Übrigens: Oftmals wird als Hardware zu diesen Tarifen das Fairphone als Alternative genannt. Das bekommst du aber auch mit anderen Mobilfunktarifen.

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Fairphone 5 mit Vertrag im Preisvergleich

Kein gewöhnliches Android-Smartphone: Beim Fairphone 5 handelt es sich um die 5. Generation des Modells des nachhaltigen Smartphone-Herstellers aus Amsterdam, das am 30.8.2023 erstmals vorgestellt wurde. Die Preisvorstellung des Herstellers liegt bei 699 € (UVP), womit es durchaus sinnvoll erscheint, das Handy mit Vertrag in Betracht zu ziehen. Wir vergleichen die Preise hierfür.
Quellen

Letzte Aktualisierung: 22. Mai 2024